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23.3.10

INDIENTAGEBUCH: kochin,

montag, 22. märz: ich sitze hier auf der terasse meines zimmers in der dharani school of performing arts, eine fuer indien typische kleine tanzschule, die im privaten haus des gurus untergebracht ist. wenn ich nicht selber tanzunterricht nehme, sitze ich auf der terasse und hoere den kleinen und großen schuelerinnen die jeden tag kommen beim musik und tanzunterricht zu, das heisst nicht in der zeit nach mittag, da steht alles still. es ist so heiss dass man nichts anderes machen kann als doesen und trinken. man schwitzt hier zu dieser jahreszeit, ohne sich zu bewegen. nach einer tanzstunde sehe ich aus als waere ich grad bekleidet aus der dusche gestiegen. laut aunty (meiner tanzlehrerin) ist es außergewöhnlich heiß und sie hofft dass der ersehnte monsunregen dieses jahr frueher kommt, weil wenn das wasser knapp wird, gibt es mehr powercuts und die unersetzbaren ventilatoren stehen dann still.

die drei hausmaedchen versorgen mich mit frischem melonensaft und haben ihren spass mit mir weil ich kein wort malayalam verstehe und sie kein englisch sprechen. am freitag hat mich eine von ihnen um 6 uhr früh in ihre 'kirche' mitgenommen. (ein nackter raum mit jesusplakat, marienstatue und mutter theresa - bild. amen wird hier so oft und innig wiederholt wie das om im tempel). hier im haus lebt noch die mutter meiner lehrerin, die bettlaegerig ist, ein weiterer männlicher angestellter, sowie ein junger mann aus nordindien, der hier wohnen darf und dafür die pflanzen pflegt. (menschen wie er leben von der hand in den mund und ihr leben lang ohne eigenen besitz. sie scheinen auch nicht danach zu streben. sie finden ihr zu hause bei anderen. das ist ihr platz und ihr schicksal.) dann ist da noch joseph, der schneider, der mir hose und bluse zum tanzen um 150 rupee näht (euro 2,50). neben dem nähen nimmt er hier tanzunterricht. und antony, ein junger mann, der hier lernt und auch unterrichtet. (er stammt aus einer einfachen fischerfamilie und wollte eigentlich priester werden, aber angeblich hat seine mutter drei monate geweint und ihn dann doch wieder davon abgebracht. meine lehrerin hat ihn zum unterrichten des indischen tempeltanzes gebracht. baratha natyam wird zur hingabe an gott getanzt und auch wenn geschichten aus dem hinduistischen glauben erzählt werden, so gibt es einen universellen inhalt und es tanzen hier hindus, christen und moslems gleichermassen.) vorgestern nachmittag ist noch eine deutsche taenzerin gekommen, die ich mal in muenchen kennengelernt hab. die tanzwelt kann so wunderbar klein sein. wir unterhalten uns gut und genießen das frisch gekochte vegetarische frühstück-, mittag- und abend-essen. (wobei manchmal der kokusgeschmack überhand nimmt. raffaello feeling)
vor zwei tagen bin ich am vormittag mit dem schiff in den touribezirk der stadt gefahren (kochin besteht aus halbinsel und inseln). die fahrt mit der faehre kostet 2 rupee 50 pais, das sind ca 3 cent für 15 minuten fahrt. lasse mich dann von einem netten (moslimischen) rikschafahrer zu einer sights-tour durch die stadt überreden. auf meine bitte hin trinken wir einen chai (um 3 rupees) in einem einfachen indischen cafe abseits von den tourishops. er freut sich und bittet mich ob ich für ihn in einen shop gehen kann, just looking und wieder raus, er bekommt dafür 100 rupee vom shopbesitzer. (das ist doppelt so viel wie er von mir kriegt für 1 stunde rumfahren.) ich willige ein, tu ihm den gefallen und geh spaeter sogar noch in einen zweiten shop für ihn. (habe eine strategie entwickelt wie man ohne zu kaufen wieder raus kommt.) ich scherze und schlage ihm vor doch ein gemeinsames business daraus zu machen, ich koennte mich von ihm an einem nachmittag in mehrere shops in der er comission kriegt, bringen lassen. er lacht und sagt, er macht dann gerne 50 50 mit mir.

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