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16.4.10

INDIENTAGEBUCH: delhi, Die schönste Art Indien zu erleben ist von a nach b unterwegs zu sein

boot fahren:
boot/schiff fahren auf den backwaters im kokosnussig-kommunistischen kerala (der südindische bundesstaat ist karibisch entspannt, mit hammer und sichel beflagt und sehr sauber.), ist nicht nur wunderschön sondern auch herrlich zeitraubend. vorbei an tausenden palmen und kleinen inseln, kann man das dorfleben auf kleinen schmalen inselstreifen beobachten, frauen beim kochen und waschen am wasser und den fischern bei der arbeit zuschauen und einen tag damit verbringen, einige wenige kilometer weg zurückzulegen,um kurze zeit später am strand abzuhaengen.

bus fahren:
wir steigen in einen bis zur tür gefüllten bus nach trivandrum. der schaffner ist ganz hinten, wir bei der vorderen tür. wir rufen ihm unser reiseziel zu, kurz darauf wandern zwei tickets über mehrere hände zu uns, ein hundertrupienschein nach hinten zum schaffner und das genaue wechselgeld zu uns zurück. unterwegs mit dem bus durch kleinere und groeßere orte. irgendwo immer irgendeine religioese oder politische veranstaltung. ein tempelfest, die bunt geschmückte hauptstrasse wird aus mehreren krachenden und lauten boxen mit heiligen chants und songs beschallt. oder woanders wahlwerbung, politiker (mit meist ein oder zwei quotenfrauen), die nebeneinander unter einem zelt vor einem podium sitzen, an dem einer von ihnen reden gegen die strasse schmettert, die meist unbeachtet bleiben.

fahrradrikscha fahren:
zum fahrradrikschafahren in jaipur braucht man 1 mut und 2 muss man jegliche sozialistische idee über bord werfen.
mut, weil fahrräder, zwar vorrang vor fussgaengern haben, aber (neben pferde bzw. kamelfuhrwerken)unter den vielen zwei, drei und vier-spurigen motorisierten fahrzeugen stehen. zweiteres, weil es nicht leicht fällt sitzen zu bleiben, wenn sich der dürre fahrer unter sichtlicher anstrengung eine leichte steigung hinaufquält und man von fussgängern überholt wird. Als europäer kann man nicht anders und steigt ab, geht ein stück neben der rikscha her und steigt wieder auf. gleichzeitig ist fahrradrikschafahren in seiner langsamkeit herrlich zum schauen und staunen und es kann passieren dass sich ein strassenjunge sehr zum aerger des fahrers an den fahrkorb hinten dranhaengt und dir fröhlich zuruft.

zug fahren
fahrt von jaipur nach delhi: wir fahren durch die wunderschoene staubtrockene landschaft rajasthans, dem bundesstaat indiens, wo es neben goa und goldenem dreieck die meisten indienreisenden hinzieht. (alle indienklischees werden hier erfüllt. in rajasthan kann man sie sehen die kamele und elefanten auf der strasse, schlangenbeschwoerer, die bunten verschleierten frauen in öder, trockener landschaft und wüste, die verlassenen forts und palaeste, die vielen verschiedenen hindutempel, in denen einem gegen eine spende tikka auf die stirn verabreicht wird. worauf man auch trifft ist das arme indien und die vielgestaltigen schlitzohren, die den touristen auf geschickte weise geld aus der tasche ziehen.)
unser zug (zweite klasse) ist staubig und gesteckt voll. immer wieder steigen leute aus und neue zu. es gibt diskussionen wegen reservierten und nicht reservierten sitzplätze, wobei das ohnehin nicht so genau genommen wird. leute quetschen sich ungefragt auf sitzplaetze dazu und setzen dir kinder auf den schoß. der zug gibt minutenlange laute warnsignale von sich, die jede unterhaltung im 10 minuten-takt unterbricht.
...irgendwann nach langen einsamen landschaften, mehr als eine halbe stunde bevor man den hauptbahnhof erreicht, beginnt dann delhi. direkt neben der bahnstrecke ein irgendwie postapokalyptisches bild: slums, die sich an die gleise schmiegen, dazwischen müll wohin das auge reicht, schwarze abwaesser, huehner, schweine, zahlreiche menschen die nebeneinander neben dem vorbeifahrendem zug hockend ihre notdurft verrichten.
nach der ankunft beginnt dann das ständige abwimmeln von nervigen rikschafahrern, furchtbar laestigen verkaeufern, bettlern mit üblen behinderungen und verlausten kindern,..... weiss sein heißt hier ein wandelnder dollarschein auf zwei beinen sein. (und wenn man die leute auf der strasse im dreck kochen, schlafen und sich waschen sieht, dann ist man das wohl auch.) manche teile der hauptstadt indiens wirken wie ein gemisch aus katastrophe und modernen errungenschaften, wie die brandneue u-bahn und westliche marken in glitzernden einkaufsmalls.

u-bahn fahren:
mit der u-bahn fährt die upper und middle-class. vor betreten der station flughafenähnlicher sicherheitscheck und taschenscan. das rolltreppenfahren ist nicht jedem ganz geheuer und man kann die leute kurz vorm betreten der rolltreppe vorsichtig anhalten sehen. in der u-bahn lustige durchsagen, wie z.b. dass man nicht am boden sitzen soll. (in indien sitzt man sonst immer und überall am boden.)

autorikscha(tuk tuk)fahren:
rikschafahren in delhi ist eine mischung aus autodrom und computerspiel. wenns besonders knapp wird dann duckt sich der fahrer schon mal um sich danach bei der kleinen ganeshafigur am amaturenbrett zu bedanken. trotzdem passiert es nicht nur einmal dass das wort stoßstange eine wörtliche bedeutung bekommt. außerdem sind die strassen holprig und die stoßdämper schlecht. abseits aber vom ewigen supermühsamen theater und feilschen mit den schamlosen und bisweilen aggressiven fahrern und abgesehen von den abgasen, die man einatmet, macht rikschafahren irgendwie spaß, besonders dann wenn man die chance bekommt sich mit einheimischen eine rikscha zu teilen.

zu fuss gehen:
ist meist die wahre challenge, fussgänger haben einfach immer nachrang und es ist nicht leicht sich über die unter lautem hupen befahrenen strassen rüberzutreuen. go with the flow, das heißt am besten an einen inder dranhängen und nie zögern. wenn mans raus hat, kann es unheimlich spaß machen, obgleich wahrscheinlich auch saugefährlich (auch wenn die fahrzeuge oft nur langsam unterwegs sind).

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