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10.2.10

INDIENTAGEBUCH: bangalore, 10. Eintrag, 10.02., Srishti Heritage 10, Appartment 303, 16.30

zunächst für alle, die den eindruck gewonnen haben unsere einträge wären destruktiv. lars (red park) hat uns dieses wundervolle gandhi-mässige zitat aus walter benjamins skizze 'der destruktive charakter' weitergeleitet: 'der destruktive charakter ist jung und heiter ... das bestehende legt er in trümmer, nicht um der trümmer, sondern um des weges willen, der sich durch sie hindurchzieht.'
weiters wollen wir anmerken: wir sind glücklich hier zu sein und die zeit verfliegt (wie man an fehlenden blogeinträgen merken kann). die menschen in indien sind zum großteil ungaublich gastfreundlich, hilfsbereit und liebenswert, und das oft trotzdem sie viel ärmer sind als die meisten grantigen österreicher.

kurze zusammenfassung der letzten tage:
sind am sonntag mit unserer appartmentmitbewohnerin (rachel aus new york unterrichtet textiles gestalten am srishti-college) in die city gefahren um dort im central park deepak (er ist derjenige, der uns nach bangalore eingeladen hat) und seine theater-impro-jam-gruppe kennenzulernen: ca 20 junge, ambitionierte, aufgeschlossene performancekünstler, die sich einmal im monat zum gathering im park treffen und einen nachmittag lang zu einem bestimmten thema performen. wir kommen gerade rechtzeitig um an der contact-jam zum thema 'love' teilzunehmen. :-) ziemlich spaßig. wir fühlen uns in die 70er versetzt und genießen die in indien ganz neue hippie-ge aufbruchstimmung. danach gehen wir mit rachel essen (leider vor sieben uhr und in diesem indischen restaurant wird zwischen 3 und 7 nur chinesisches essen serviert) und erfahren dass geschichte oft lebendiger ist als man glaubt. rachels großeltern sind holocaustüberlebende.

am montag und dienstag unterrichten wir im college am dach des mediendepartments (das srishti-college ist eine private kunstuniversität, in die gutsituierte familien aus ganz indien ihre kinder schicken) und sind begeistert wie unbürokratisch alles abläuft. die 18/19-jährigen studentInnen des foundationcourse sind aufgeschlossen, smart, begeisterungsfähig, fordernd und unglaublich respektvoll. lehrer sein in indien ist traumhaft. zwischendurch serviert uns ein hausmädchen tee und es gibt lecker lunch zu mittag. die unterrichtszeiten sind absolut up to us und wir nutzen die volle verfügbare zeit von ca 5 stunden pro tag, um möglichst viel an die studentInnen weiterzugeben.
wir arbeiten mit den studentenInnen an statements im öffentlichen raum. heute nachmittag probieren wir die geplanten performances in der umgebung des college aus. die studentInnen sind begeistert und haben viel spaß dabei. wir auch.

zum heimfahren rufen wir einen rikschafahrer an, dem wir heute früh 100 statt dreißig rupien bezahlt haben, weil er nicht herausgeben konnte und der uns credit für später versprochen hat. wir freuen uns, dass er tatsächlich sein wort hält und sich uns wieder zur verfügung stellt. mit uns in der rikscha: seine beiden kleinen kinder, die er gerade von der schule abgeholt hat. auf dem weg nach hause machen wir einen kleinen abstecher in eine dorfähnliche mini-siedlung mit einraum-häuschen mitten zwischen hochhaus-appartment-blocks und plastikmüll. er liefert die kinder zu hause ab und erzählt uns, dass er aus seinem 60km entfernten dorf hierhergezogen ist, damit seine kinder in die schule gehen und später in der stadt leben können. again welcome to another india.

3 Kommentare:

  1. Hallo Emmers,
    warte gespannt auf jeden Blog und freue mich über die Vielfältigkeit der Erfahrungen. Bei den Aussichts-Bus- Smog Wasch-WC- Beschreibungen kommt eine Dankbarkeit für meine komfortable Situation hier in Wien auf.

    liebe Grüße
    Hedi

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  2. "...aufgeschlossen, smart, begeisterungsfähig, fordernd und unglaublich respektvoll..." wow, mehr solche schüler würde ich mir auch wünschen. die mensa ist sicher viiiel besser als in der htl und es gibt hier auch keine rikschas vom bahnhof zur htl...

    beneide euch grad sehr!
    lg hannes

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  3. Johanna
    hallo, habe gestern schon geschrieben aber hat nicht funktioniert.Hier hats schon wieder geschneit aber da es einmal taut dann wieder schneit,ist es meistens schön weiss.
    Tanja zur Zeitgeschichte: auch dein Opa war Holocaustüberlebender.Als Spanienkämpfer bei den internationalen Brigaden gegen Franco(da ist er Hemmingway begegnet der Kriegsberichtserstatter war)- er war ein Jahr als politischer Gefanger in Frankreich interniert und dann 7 Jahre im KZ-Dachau.
    also bin schon gespannt auf eure nächsten Begegnungen.
    Alles Liebe und mille baci

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