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1.2.10

INDIENTAGEBUCH: chennai, 5.Eintrag, 31.01., Broad Lands Hotel, 22.10

im hintergrund angloamerikanische popmusik unserer eingerauchten franzoesischen nachbarn (seit etwa 3 uhr nachmittags)
wir sitzen unterm pinken netz, seit wir es mit nobite eingesprueht haben, fahren die moskitos voll drauf ab.
wir haben beide ein ungutes gefuehl im magen und zum ersten mal hylak forte tropfen eingenommen. lisa bereut den frischgepressten orangensaft zu mittag. ausserdem hat tanja am ende des abendessens eine made im byriani (reis mit gemuese) entdeckt.
wir sind desillusioniert.
zum ersten mal sehen wir indien nicht durch die rosarote indophile touristische abenteuerbrille. chennai ist wie die meisten anderen indischen grossstaedte dreckig, laut, versmogt und hoffnungslos rueckstaendig. der ueberlebenskampf der menschen begegnet einem an jeder strassenecke. die staedtische umgebung wirkt provisorisch und man bekommt den eindruck, dass alles staendig knapp an einer katastrophe vorbeischrammt. so in etwa stellen wir uns eine strassenszene im mittelalter vor: aufgebrochene staubige strassen, muell, spielende nackte kinder, schlafende menschen, pinkelnde und pruegelnde maenner, am offenen feuer kochende frauen, raeudige hunde und katzen, ratten, arbeiter die mit primitiven haemmern ganze gebaeude niederreissen.
gerade weil wir bald hier bzw. in einer ähnlichen stadt (wenngleich wir hoffen dass bangalore wie beschrieben wirklich die westlichste stadt indiens ist) ein community-projekt beginnen werden, sind wir um diese erkenntnis sehr froh. sie fuehlt sich richtiger an als all die hippie-tramper-gluecks-geschichten vieler indienheimkehrer (wie wir vor zwei jahren) und wir freuen uns auf die arbeit.
gleichzeitig sind wir froh in einer welt geboren worden zu sein, in der fuer die meisten menschen viel banalere dinge eine rolle spielen duerfen als taeglich um ihre existentiellen grundrechte kaempfen zu muessen.
(lieber hannes und andi, nicht stornieren: fuer unsere gemeinsame reise haben wir bereits zimmer in einem paslasthotel gebucht, wir werden vor eurer ankunft die verlausten haare im haarschneidetempel scheren lassen, uns ayurvedischen reinigngsritualen unterziehen und uns neu einkleiden.)

2 Kommentare:

  1. busfahren ist sehr zu empfehlen!!!
    da sieht man doch viel mehr von der welt...der blick ist nciht mehr vom risha dacht eingeschränkt. außerdem ist es sicher viel billiger UND man zahlt den gleichen preis wie alle anderen : )

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  2. liebe anna
    danke fuer den tip. machen wir bestimmt noch.

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