MEHR SALON EMMER

unterricht, kunst zum mitmachen, studio und verein salon emmer:
eva-maria kraft, lisa lengheimer, tanja dinter
www.salonemmer.at



2.2.10

INDIENTAGEBUCH: chennai, 7. Eintrag, 02.02., Broad Lands Hotel, 19.00

wir sind muede. und wir sind noch nicht mit dem bus gefahren.
am vormittag treffen wir devika, die leiterin des aseema trust, young women and girls empowerment through traditional indian dance. wir plaudern ueber ihre performance am bahnhof und sehen ein promovideo ihrer organisation. 'aseema is about sharing the love of learning and the beauty of art to help those in need.' schoen.
was uns auch sehr gut gefaellt:
`I feel a teacher is a performer in a class. She has to bring the text alive for the children. She has to use the four modes of ABHINAYA: ANGIKA, bodylanguage and how you present yourself physically before the children. VACHIKA, how you speak in the classroom. AHARYA, the aids you use, your costume, etc. SATHVIKA, you have to live your role truthfully.`
ihre mitarbeiterin ist so nett und kopiert uns das video. wir warten eine halbe stunde bis der boy mit der leeren dvd aus dem shop gegenueber zurueckkommt und eine weitere bis der computer eine kopie erstellt hat. sie ist sich nicht sicher ob die dvd funktionieren wird. mal sehen.
danach treffen wir senthil, einen indischen taenzer, den lisa aus wien kennt. er holt uns mit seinem motorrad ab. wir fahren zu dritt, gott sei dank nur 200 meter ins naechste restaurant. senthil bestellt fuer uns und das ist irgendwie praktisch. ausserdem empfiehlt er uns das hotel im stock darueber. jaaaaa umziehen!!! raus aus triplicane (das versmogte stadtzentrum mit muezzin-wecker), in eine begruentere am saubereren strand* liegende, klarerweise reichere gegend, in der laut senthil alle kuenstler und kunstinstitutionen ansaessig sind. als wir bisschen spaeter an besagtem strand ein stueckchen weitergehen, betreten wir, zunaechst ohne es zu merken, den fischer(klo)strand: ein dorf mitten am breiten strand der grossstadt, fischerboote und menschliche exkremente: der sandstreifen nah am wasser ist das dorfklo.
nirgends liegen arm und reich so nahe beisammen wie in indien.

*kurze strandbeschreibung triplicane: sandstrand = muellhalde, stinkende fischbuden, handbetriebene kinderkarusselle und zwischen 16.00 und 18.00 hunderte menschen die ihren feierabend damit verbringen, aufs meer hinauszuschauen. besonders schoen: bollywoodpappfiguren zum dazustellen und foto machen, wahrsager, luftballonschiessbuden und jahrmarktramsch. traurig: kleine buben die aeffchen an der kette zu kunststueckchen zerren. (traurig finden wir nicht nur die gequaelten aeffchen, sondern vor allem auch die verlausten buben.)

kurze anmerkung am rande: wir sind nicht die einzigen arroganten westler, die sich nicht mit chennai anfreunden koennen. alle traveler, die wir hier treffen, wollen schnellstmoeglich raus aus der stadt, vor allem aus triplicane.
ja und zum glueck haben wir die wahl.

liebe leute, freuen uns ueber eure kommentare:
folgende fragen gehen uns momentan durch den kopf:
1. sind wir verweichlicht?
2. werden wir alt und unflexibel?
3. sind wir scheiss westler also globalisierungsschmarotzer, besserwisser und arrogante oekofuzzis?
4. wird uns der pfad des yoga wieder auf den rechten weg bringen?

kumar, der internetboy fragt ob wir tamilische musik hoeren wollen, ja wir wollen. unser kopf wippt mit und wir muessen gestehen: wir moegens halt doch so gern dieses oft so improvisierte, chaotische und gleichzeitig streng bürokratische indien und seine menschen.

7 Kommentare:

  1. so ein erneuter versuch ein kommentar zu schreiben, das erste ist im nirvana verschwunden. nehme an die blogseite wurde in indien programmiert, zumindest ist die bürokratische hürde hier was schreiben zu dürfen sehr indisch, gestern gings, heute wollen sie mir irgendeinen neuen blog andrehen, mein passwort geht nimmer und teile der tastatur funktionieren im kommentarfeld nicht. indien ist überall.
    weiß nimmer was ich eigentlich schreiben wollte...

    AntwortenLöschen
  2. so der nunmehr 5.versuch (welcher indische gott ist eigentlich fürs versenden von blog-kommentaren zuständig?)

    ...nein, natürlich seids ihr nicht verweichlicht, schon gar nicht alt. und unflexibel sowieso nicht;-)
    und von wegen scheiss westlerinnen, ihr hattet halt im früheren leben durch gute u. gotterfürchtige taten den jetzigen status hart erarbeitet. das versteht jeder kastengläubige inder.

    ich hab derzeit das kontrastprogramm: sitze in den tiroler bergen in einer hütte, die nur mit ski-doo bzw. ski/snowboard erreichbar ist, atme frische luft bei -10° (draussen), geniesse den wärmenden sonnenschein, esse durchwegs nicht vegetarisch (huhn u. rind hatten wir schon, heute gibts schweinsbraten a la franz) und den schnaps trinken wir nicht zu medizinischen zwecken.
    auch muezzin weckt uns keiner, nicht mal die kirchglocken, dafür lärmen die 3 kids (our beloved sons, you know tanja) ab 7h wie eine tupolew beim starten. wirkt auch schlafverkürzend.

    AntwortenLöschen
  3. Jetzt probier´s ich mal:
    Hallo, hier ist Helga (Tanjas dankbare Yoga-Schülerin). Helene und ich haben uns heute um unser selbständiges Yoga gedrückt.
    .. nein, ihr seid nicht verweichlicht, aber unsere Standards im Westen gewöhnt. Ich frage mich, ob es den Indern so gefällt oder ob ihnen einfach nichts Anderes übrigbleibt. Ich glaube fast, es ist Zweiteres. So wie wir lebt nun mal nur eine kleine Oberschicht. Wir zahlen halt auch unseren Preis dafür - die meisten arbeiten bis zum Umfallen. Ich habe aufgehört, die Burn-Out Fälle in meinem Kollegen- und Bekanntenkreis zu zählen. Der Dreck würde mir auch zu schaffen machen - da bin ich mir sicher. Allerdings: Kläranlagen und Müllverbrennungsanlagen kamen auch bei uns erst vor wenigen Jahrzehnten in Mode. So weit sind wir vom Strandklo noch nicht weg! Ich war noch nicht in Indien und lese begierig eure Erlebnisse. Viel Glück morgen!

    Helga

    AntwortenLöschen
  4. Johanna D
    1. ja, a bissl
    2. nein, nie
    3. nicht alle
    4. moeglich

    AntwortenLöschen
  5. Lese eure Blogs mit Begeisterung und fühle mich mit meinem Indienkulturschock (nach zwei Tagen Dehli 2002) wieder "normaler".
    Vieles was ihr erlebt, hat Rohinton Mistry in seinem Buch "Das Gleichgewicht der Welt" aus der Innenschau beschrieben. Kann diese Lektüre jedem Indien- Besucher wärmstens empfehlen.
    Zu eueren Fragen:
    Natürlich sind wir Westler in Relation zu den
    armen Indern verweichlicht und verwöhnt. Wir haben einen besseren Zugang zur Bildung, medizinischen Versorgung usw.
    Hoffentlich werdet ihr und auch wir alt- auf jeden Fall haben wir da bessere Voraussetzung als auf der Strasse lebende Menschen.
    Ihr beide seid zwei offene, flexible und mutige Frauen und wenn ihr es mit dem Yoga nicht übertreibt, bleibt ihr am richtigen Pfad.
    Alles liebe
    Hedi

    AntwortenLöschen
  6. Danke für den wunderbaren blog, bitte hört nicht auf damit ihr nicht verweichlichten (ich glaube eher ich bin es, wenn ich das so lese...), ewig jungen und Yoga-wird-euch-auf-den-richtigen-Weg-bringen Super-Mädls!!!

    AntwortenLöschen
  7. Liebe KommentarschreiberInnen,
    danke für die aufmunternden und erheiternden worte.
    keine sorge wir haben den blog nicht eingestellt, sondern hatten lediglich kein internet. danke fürs lesen und freuen uns über weitere kommentare.

    AntwortenLöschen